"Oh meine Brüder! Bei Welchen liegt doch die
grösste Gefahr aller Menschen-Zukunft? Ist es nicht
bei den Guten und Gerechten? Als bei Denen, die sprechen und im Herzen
fühlen: „wir wissen schon, was gut ist und gerecht,
wir haben es auch; wehe Denen, die hier noch
suchen!“

……..

Oh meine Brüder, den Guten und Gerechten sah
Einer einmal in's Herz, der da sprach: „es sind die
Pharisäer.“ Aber man verstand ihn nicht.

……….

Die Guten — die waren immer der Anfang vom
Ende. —

Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Von alten und neuen Tafeln

Der ewige Wiedergänger

Es geht immer noch um, das Gespenst des Kommunismus. Woher kommt die Faszination für ein Gesellschaftsmodell, dessen Versuche der Umsetzung regelmäßig scheiterten und das für die ihm ausgesetzten Generationen regelmäßig  millionenfachen Tod und Leid bedeutet hat? Die Utopie einer Gesellschaft, in dem alle Menschen nicht nur gleichberechtigt, sondern auch gleichgestellt sind, ist uralt. Die Menschheit soll eine große Familie sein, das Glück ist gleichverteilt, alle sind sozial gleich. Es ist auf den ersten Blick schwer zu verstehen, warum diese Idee am Ende nur mit Gewalt durchsetzbar und mit Totalitarismus aufrecht zu erhalten ist. Der Drang zum Sozialismus kann als eine anthropologische Konstante angenommen werden. Begründet im Wesentlichen aus dem Vergessen. Dem Vergessen nachfolgender Generationen zu den Lebenswirklichkeiten der Menschen, die in die Zeit sozialistischer/kommunistischer Menschenexperimente hinein geboren wurden und seine Segnungen erfahren mussten. Immer sind diese Experimente gescheitert. Immer wieder lebten sie neu auf im Wahn, es diesmal ganz bestimmt richtig zu machen. Dabei gibt es nichts richtig zu machen. Die kommunistische Idee muss immer wieder an der einfachen Tatsache scheitern, dass sie einen „neuen Menschen“ erfordert, den es nicht gibt und niemals geben wird. Für die Verbrechensgeschichte des Kommunismus gibt es keine Erinnerungskultur, sie ist im historischen Gedächtnis der Menschen weitgehend ausgelöscht.

Gleichberechtigung vs Gleichheit

Menschen sind mit gleichen Rechten geboren und vor dem Gesetz gleich, also gleichberechtigt, sie sind aber nicht gleich. Wenn man das Ideal von Freiheit und Selbstbestimmung auf die Ebene der Gesellschaft anwendet und dabei die Ungleichheit der Menschen hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Charakter und sonstigen Befähigungen negiert, stellt sich immer wieder die Gerechtigkeitsfrage und damit die Frage, was ist gerecht und wer bestimmt, wem genommen und wem gegeben wird? Bisher mündeten alle Sozialismus-Experimente in der Herrschaft einer kleinen Minderheit, der sogenannten Nomenklatura, und in einem Führerkult. Demokratie und Sozialismus schließen einander aus.

Nach der reinen Lehre hat der Kommunismus zwei Phasen. In der ersten, dem Sozialismus, gilt noch das Leistungsprinzip. Jeder nach seinen Leistungen. Da Menschen aber von Natur unterschiedliche Anlagen haben und diese unterschiedlich nutzen, müssen diese Unterschiede, die als Gerechtigkeitsfrage formuliert werden, in einer zweiten Phase überwunden werden. Im Kommunismus heißt es, jeder nach seinen Bedürfnissen. Spätestens hier kommt der „neue Mensch“ ins Spiel.

Das Schwarzbuch des Kommunismus nennt weltweit etwa 100 Millionen Tote durch kommunistische Gesellschaftsexperimente. Die Zahlen für einzelne Länder schwanken stark, genaue Untersuchungen und eine Aufarbeitung der Verbrechen hat es nie gegeben. Viele Zahlen sind geschätzt.

Vorweg sei angemerkt: selbstverständlich gab es sie schon immer, überzeugte Idealisten und kommunistische Parteigänger, die zusammen mit Widerständlern aus anderen gesellschaftlichen Kreisen gegen tyrannische Systeme gekämpft haben und bereit waren, ihr Leben im Kampf gegen Willkür und Unterdrückung zu geben. Dafür gebührt ihnen Achtung. Allerdings war dieser Kampf immer nur solange ein gemeinsamer Kampf, bis Kommunisten/Sozialisten die Chance auf die alleinige Macht sahen. Spätestens dann begann die Unterdrückung Andersdenkender und nicht zuletzt auch die Ausmerzung ehemaliger Mitkämpfer. Die Macht der Gesellschaftsumstürzler musste immer absolut sein. Gegenmeinungen oder liberale Gedanken durfte es nicht geben. Demokratie aus Angst vor Machtverlust auch nicht.

Die Geburt

Bereits die Französische Revolution, gemeinhin als Geburtsstunde des modernen Europas gefeiert, begann mit Gewaltexzessen im Namen des „Guten“. Endlich konnten die Revolutionäre einen Staat der Tugend und Vernunft errichten. Tausende Menschen wurden dabei im Akkord von den Jacobinern guillotiniert. Dazu kamen Massenmorde bei der Niederschlagung des Aufstandes in der Vendée. Die Französische Revolution kann als Urmutter aller späteren Totalitarismen angesehen werden.

Doch bleiben wir im 20. Jahrhundert und schauen etwas genauer in das Vaterland aller Proletarier und Werktätigen, die Sowjetunion:

Das Experiment beginnt

Von 1918 bis Mitte der 50iger Jahre, über fast 40 Jahre, wurden dort mehr als 20 Millionen unschuldige Menschen in über 500 Lagern unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit verurteilt. Dieses System nannte man  Gulag, ein repressives und kriminelles System zur Unterdrückung und Ausbeutung. Jahrzehntelang  geleugnet und vertuscht. Dazu kommen 5 bis 7 Millionen Hungertote in der Ukraine und Hunderttausendfache Erschießungen. Klingt abstrakt? Deshalb hier ein kurzer geschichtlicher Abriss:

1917 fand in Russland die Oktoberrevolution statt. Sie war keineswegs eine Volksrevolution sondern der Putsch einer kleinen Bande von zu allem entschlossenen Revolutionären, den sogenannten Bolschewiki, ihr Führer war Lenin.

Die kleine Minderheit der Bolschewiki/Bolschewisten führte sofort mit Gewalt Zwangsmaßnahmen gegen alle durch, die nicht dem bolschewistischen Idealbild entsprachen. Für Lenin gab es keine Gewaltenteilung, das System hatte das Recht, all seine Gegner gnadenlos auszuschalten.

Bereits im Dezember 1917 wurde eine Sonderkommission, die Tscheka, gegründet. Diese politische Polizei als „Schild und Schwert der Partei“ hatte am Ende 200.000 Mitarbeiter, die außerhalb und über dem Gesetz standen und Angst und Schrecken verbreiteten. Die Tscheka wurde später mehrmals umbenannt: erst GRU, dann NKWD, später NWD. Die Aufgaben waren immer dieselben: die Sowjetmacht  mit allen Mitteln zu verteidigen – die Betonung liegt hier auf „allen“.

Ein Attentatsversuch auf Lenin im Herbst 1918 war eine willkommene Gelegenheit den sogenannten „Roten Terror“ auszurufen, dem 10… 15.000 Menschen zum Opfer fielen.    

Erste Lager für Adlige, Bürgerliche und sonstig willkürlich Verhaftete, sogenannte Konzlager und Korrekturarbeitslager wurden bereits 1918 errichtet. 1921 gab es schon 120.000 Menschen in Lagern.  Die ersten Lager wurden in Klöstern auf den Solowetski-Inseln im Weißen Meer errichtet, als Probelauf um das System Gulag zu erproben.

1922 wird die Partei der Sozialrevolutionäre, die „Menschwiki“, die die führende Rolle der Partei und die Diktatur des Proletariats nicht anerkannten, ausgelöscht. Es fanden auch erste Schauprozesse gegen Kirchenvertreter statt. Es gab hunderte Tote, Tausende wurden in Lager gesteckt.  

Machtausdehnung    

1924 übernahm Stalin die Macht von Lenin. Zusammen mit seinen Spießgesellen Molotow, Kaganowitsch, Ordschonikidse, Woroschilow, Kirow und Mikojan errichtete er in dem Land der Diktatur des Proletariats die Diktatur der Partei. Später war es dann Stalin, der als Diktator über die Partei herrschte. Die Entrechtung und Terrorisierung von knapp 150 Millionen Sowjetbürgern nahm Fahrt auf.

1928 wurde der erste 5-Jahrplan erlassen, 20%ige jährliche Steigerungen der Industrieproduktion waren die Vorgabe. Ein wahnwitziges Unterfangen, für dessen Scheitern Schuldige gefunden werden mussten. Es gab einen ersten Industrieparteiprozess gegen Wissenschaftler und Ingenieure, die unter Folter erzwungene Geständnisse für frei erfundene Verbrechen gestehen mussten. Von der Parteipropaganda aufgehetzte Volksmassen forderten den Tod der Saboteure. Dem wurde entsprochen, Tod durch Erschießen oder langjährige Lagerhaft. Neben der Industrialisierung wurde die Kollektivierung der Landwirtschaft befohlen.

Bauern wurden gezwungen, sich in „Kolchosen“ genossenschaftlich zu organisieren. Sogenannte Kulaken, meist einfache Bauern, wurden enteignet und von ihren Höfen verjagt. Ernten und Vieh wurden beschlagnahmt, am Ende sogar das Saatgetreide. Die Liquidierung der Kulaken als „Klasse“ wurde gnadenlos durchgeführt. 300.000 wurden in

Lager verbracht. 6 bis 7 Millionen Bauern verhungerten zwischen 1932 und 1934. Dieser Tod wurde nicht, wie später behauptet, durch die Verkettung unglücklicher Umstände erzeugt. Die unbedingte Geheimhaltung und die Vernichtung der Sterbebücher sind Beweise dafür, dass dieser Tod willentlich herbeigeführt wurde.

Die Lager wuchsen weiter, der Strom der Unglücklichen nahm kein Ende. Die Häftlinge wurden mehr und mehr zu einem Wirtschaftsfaktor. Riesige Infrastrukturprojekte pharaonischen Ausmaßes forderten ständigen Nachschub. Der industrielle Strafvollzug war zu einem wichtigen Zweig der sowjetischen Wirtschaft geworden.

Bau des Weißmeerkanals, Bau des Moskwa-Wolga-Kanals, Goldabbau im Gebiet Kolyma, Baikal-Amur-Magistrale, Öl-und Kohleabbau bei Workuta, und, und, und.

Auf jeder dieser Baustellen arbeiteten sich bis zu 200.000 Häftlinge förmlich zu Tode. Bei Temperaturen bis -60°C wird Tag und Nacht gearbeitet. Man schätzt die Todesraten auf ein Sechstel, an den Trassen und Kanälen 10 Tote pro Kilometer. Knochenstraßen nannte man sie. Die Toten wurden einfach im eisigen Schnee liegen gelassen, Tauwetter brachte sie dann zum Vorschein.

1935 findet der 17. Parteitag der Kommunistischen Partei statt. Der Triumpf Stalins und der Personenkult um ihn als großen Führer erreichen einen neuen Höhepunkt. „Väterchen“ Stalin wird gepriesen als größter Mann aller Völker und Zeiten, als unvergleichliches Genie. Trotz Rückgang der Landwirtschaft um 40% und der Industrieproduktion um 50% wird ein Parteitag der Sieger zelebriert. Während dessen überschreitet die Zahl der Gulag-Insassen erstmals die Millionengrenze.

Der Aufbau des Sozialismus wird für abgeschlossen erklärt, nun beginne der Aufbau des Kommunismus, eine beispiellose Ära der Fülle. Diese Fülle gilt aber  nur für die privilegierte Klasse der Parteibonzen, der Nomenklatura, den sogenannten Apparatschiks.

Im Dezember 1934 wird Kirow, ein enger Mitarbeiter Stalins, von einem jungen Kommunisten ermordet. Kirow war der Liebhaber der Frau des Mörders. Diese Beziehungstat wird von Stalin für weitere Repressalien benutzt. Er entledigt sich auch gleich einiger alter Weggenossen aus der Zeit Lenins (Kamenjew und Simonow).

Unglaubliche Verbrechen

Aber es geht noch weiter, von August 1936 bis März 1938 werden in drei Moskauer Schauprozessen die Genossen aus der alten Leningarde, die Revolutionsführer von gestern, zu Verrätern und Spionen erklärt. Da die Partei immer Recht hat, kann die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ihre Ursache nur in Sabotage haben. Die alte Garde wird für die Probleme verantwortlich gemacht. Der Volkszorn wird durch Propaganda angestachelt. Die Angeklagten werden verurteilt und erschossen.

Dabei sind diese Schauprozesse nur ein Ablenkungsmanöver. Sie lenken von den Massenhinrichtungen in den Folterkammern des NKWD ab. Innerhalb kurzer Zeit werden 120.000 Parteimitglieder verurteilt, die Hälfte wird erschossen. Auf Stalins Befehl werden auch deren Familienmitglieder verhaftet und zu grundsätzlich 8 Jahren Lagerhaft verurteilt. Auch führende Genossen werden verurteilt. Das Urteil Lagerhaft ohne das Recht auf Briefverkehr heißt Erschießung. Diese sogenannten „Säuberungen“ treffen auch die Armee, 40.000 höhere Offiziere werden liquidiert.

Stalin will die alten Kader der Revolutionszeit durch neue, junge Kommunisten ersetzen, gedankenlos ihm, dem großen Führer ergeben. Die Revolution hatte ihre Kinder endgültig gefressen, die Genossen sind sich gegenseitig an die Gurgel gegangen.

1936 wurde Nikolai Jeschow neuer Leiter des NKWD und mit der Vollstreckung des größten Massakers der Geschichte, welches es jemals zu Friedenszeiten in Europa gab, betraut. Dieser Bluthund Stalins hat es geschafft, innerhalb von 16 Monaten, von August 1937 bis November 1938, die Ermordung von 750.000 Sowjetbürgern zu organisieren.

Ausgangspunkt war der Befehl 00447 vom Juli 1937, in dem die Vernichtung aller feindlichen Elemente gefordert wird. Stalin, Jeschow, Molotow, Mikojan, Kaganowitsch und Woroschilow haben diesen Plan gemeinsam beschlossen. Festgelegt wurden zwei Kategorien von Opfern: Kategorie I – Erschießung, Kategorie II – 10 Jahre Lagerhaft.

Für jeden Verwaltungsbezirk  wurden die Zahlen zentral vorgegeben und die örtlichen willigen Vollstrecker mussten die Norm erfüllen. Der Willkür und Denunziation war kein Ende. Typisch waren Stillschweigen, Ausschluss der Öffentlichkeit bei den geheimen Schnellprozessen, Hinrichtung an geheimen Orten, keine Information der Angehörigen.

Ein trauriges Bonmot aus diesen Zeiten:

Weißt Du, was wahres Glück ist? Wenn es morgens an der Tür klopft, drei Männer in Lederjacke stehen davor und du kannst sagen: Iwanow? Wohnt eine Treppe höher. – Das, Genosse, ist wahres Glück.

1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Nachdem die Sowjetunion den ihr im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes zugestandenen Teil Polens annektiert hat, beginnt der NKWD sofort mit der Arbeit. 25.000 Mitglieder der polnischen Elite werden per Genickschuss liquidiert und in Massengräbern verscharrt. 110.000 polnische Bürger werden verhaftet und in Lager verbracht, selbst Juden, die vor den Deutschen nach Osten geflohen waren. Auch nach der Besetzung des Baltikums  und Moldawiens fanden 1940/41 geheime Verhaftungen und Deportationen statt.

Dieses System der Repression und des Terrors gegenüber Hunderttausenden von Menschen ist nur möglich, wenn es hinreichend willige Helfer und Helfershelfer gibt. Wer bewacht die Millionen Gefangenen, wer erschießt die Hunderttausende? Menschen, die überzeugt sind, dass das, was sie anderen Menschen antun richtig ist und einer ganz großen Sache dient. Der Sowjetmacht und ihren geliebten Führer, dem großen Stalin treu ergeben. Ohne Gewissen und Skrupel. Es müssen 10.000te kommunistische Bewacher, Folterknechte und Mörder gewesen sein.

Als Beispiel sollte man sich den Namen Wassili Blochin merken. Dieser Teufel in Menschengestalt kann als der Massenmörder gelten, der mit eigener Hand die meisten Menschen erschossen hat. 15.000 Menschen wurden von ihm innerhalb von 30 Jahren per Genickschuss getötet. In seiner Spezialkleidung, Brille, Lederkappe, Lederschürze und Stulpenhandschuhen hat er die Unglücklichen mit der Pistole per Genickschuss im Akkord gerichtet. In Katyn, dem Massaker an der polnischen Elite, höchstpersönlich 300 pro Tag. Zur Rechenschaft gezogen wurde er nie. Als hochdekorierter General wurde er nach dem Ableben des großen Führers Stalin zwar degradiert und hat, dem Alkohol ergeben, seiner elenden Existenz 1955 selbst ein Ende gesetzt – für ein ehrenvolles Begräbnis auf dem Friedhof des Donskoj-Klosters in Moskau hat es aber allemal gereicht.

Es geht weiter

Auch nach dem Krieg gab es für die Insassen der Gulag-Lager keine Hoffnung. Nie zuvor waren so viele Menschen in sowjetischen Lagern wie jetzt. Nachschub gab es, als alle Sowjetbürger aus den Besatzungsgebieten von den Alliierten an Stalin ausgeliefert wurden. Von Mai 1945 bis Februar 1946 wurden 1,6 Millionen Kriegsgefangene und 2,6 Millionen Zwangsarbeiter zurückgeführt. Diese wurden in sogenannten Prüflagern verhört und sortiert, 360.000 wurden der Kollaboration beschuldigt und wurden damit neue Gulaginsassen. Auch das Baltikum, Weißrussland, Moldawien und die Ukraine wurden erneut sowjetisiert, 100.000 weitere Lagerhäftlinge. Tausende Intellektuelle wurden zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt, es reichte schon, einen Witz über Stalin zu machen.

Insgesamt saßen Ende der 1940er Jahre 2,75 Millionen Menschen in Lagern und 2,8 Millionen in sogenannten Sondersiedlungen, soviel wie noch nie zuvor.

Die Kommunisten im Westen interessierten sich nicht für das Elend der Menschen unter Stalin oder glaubten der sowjetischen Propaganda. Selbst als Victor Kravchenko, ein geflohener Sträfling, 1949 das Buch „ Ich wählte die Freiheit“ veröffentlichte, verteidigte die europäische Linke die Ehre der Sowjetunion und zerrte ihn mit dem Vorwurf, die Unwahrheit zu sagen, vor Gericht. Diesen Prozess gewann er und die westliche Öffentlichkeit nahm erstmal Kenntnis von den Gräueln des Stalinismus.

1953 endlich starb Stalin, einer der größten Blutsäufer der Geschichte. Die Zeit des Tauwetters unter Chruschtschow begann, die Lager wurden nach und nach aufgelöst, 1957 gab es nur noch 15.000 politische Häftlinge.

Nach dem Sturz Chruschtschows und der Machtübernahme durch Breschnew wurde das Thema der Verbrechen im Namen des Kommunismus wieder tabuisiert. Der kalte Krieg war im Gange.

Nichts gelernt und alles vergessen

Bis heute umgibt eine Mauer aus Schweigen und Desinteresse die Zeit des kommunistischen Menschenexperimentes in der Sowjetunion. Es gibt keine Orte der Erinnerung, die Reste der Lager verfallen zu Ruinen in den unendlichen Weiten Russlands. Die Mörder, Drahtzieher und willfährigen Gehilfen dieses unvergleichlichen ersten kommunistischen Menschenversuches sind nie zur Verantwortung gezogen worden. Molotow, Kaganowitsch, Woroschilow, Mikojan, die Spießgesellen Stalins, starben geehrt und hochbetagt in Frieden. Sie wurden nicht bestraft und haben ihre Taten nicht bereut. Kaganowitsch hat noch bis zu seinem Ende die Liquidierungen als notwendig zum Aufbau der Sowjetunion verteidigt.

Nach dem Ende des kommunistischen Terrors in der Sowjetunion gab es zwei weitere Großexperimente, den Völkern den Kommunismus zu oktroyieren: China mit geschätzten 65 Millionen Toten und Kambodscha mit 2,5 Millionen Toten (ein Viertel der Bevölkerung), was aber an dieser Stelle nicht weiter beschrieben werden soll.

Was lernen wir daraus? Nun, die heutigen internationalen Sozialisten, Linke genannt, wenig bis nichts. Man kann es den verblendeten Jugendlichen kaum verübeln. Sie wissen nichts, gar nichts. In ihrem rudimentären Geschichtswissen kommt diese Zeit nicht vor. Und wenn doch, dann hat man damals „Fehler“ gemacht. Man wollte das Gute und hat über das Ziel hinaus geschossen. Lieber Gott, schütze uns vor den „Guten“.

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Zwar scheint es so als hätten wir das Zeitalter der unmittelbaren Körperlichkeit des Zwangs bis hin zur Tötung, ob direkt oder durch Unterlassung, überwunden – in klandestinen linken Zirkeln wird aber noch heute über die Erschießung der Reichen schwadroniert. Linke Gewaltphantasien gibt es nach wie vor, aber der moderne Totalitarismus kommt auf leisen Sohlen. Die Methoden sind verfeinert und nicht mehr in erster Linie offen gewalttätig. Auf der Klaviatur der Massenpsychologie zur Formung des angepassten, nichts hinterfragenden, staatsgläubigen Einheitsmenschen wird trefflich gespielt. Teilung in Werte und Unwerte, „Gute“ und Sozialschädlinge, wertvolle und minder wertvolle Rassen, die Aufzählung könnte noch länger sein – es ist wieder das alte Schema, so fing es immer an. Die Sozialingenieure sind heute die Wasserträger der Globalisten.

Wenig gelernt aus der Vergangenheit – man ahnt, wohin es führen könnte. Wie bei einem Schlangenei erkennt man unter der dünnen Schale der Zivilisiertheit bereits das voll entwickelte Reptil.

Fühlen sie sich ertappt, die Linken oder ihre Erben der Neuzeit, die Grünen, war stets alles nicht so gemeint, am Ende war es Satire. Es ist aber keine Satire, es ist der Ungeist der kommunistischen Vorväter, der in ihren Hirnen fest sitzt. Man darf ihnen nicht trauen.

Wachsam bleiben

Schon immer haben die totalitären „-ismen“ das Heil der Menschheit versprochen und sind dabei knietief durch Blut gewatet. Immer war nur noch eine letzte Kraftanstrengung nötig, ein letzter Leichenberg zu erklimmen um dahinter endlich die helle, lichte Zukunft zu erblicken.

Sie werden sich verbrüdern auf der Fahrt in die Zukunft, Globalisten, grüne Planetenretter und rote Umerzieher.

Wehe, wenn sie losgelassen, der Ankunftsort heißt „Wahres Glück“.