Eine neue Studie zum Verhältnis der Generationen ist erschienen. Erstmalig wurde ein Vergleich zwischen Generation X (1965-1979), Generation Y (1980-1994) und Generation Z (1995-2009) hinsichtlich ihrer Einstellungen zu Tugenden, Werten, digitalem Leben, beruflicher Orientierung, Einstellung zur Arbeit, Wohlstand und Politik, durchgeführt.

Beim  Lesen der Studie fällt auf, dass oft gemutmaßt wird – „es scheint als…“ ist eine häufig verwendete Floskel. Auch über die Fehlertoleranzen wird nichts gesagt. Diese beträgt bei solchen Umfragen üblich wenigstens 2 bis 3 Prozentpunkte, was bedeutet, dass erst Unterschiede ab 5 Prozentpunkten Signifikanz haben können. Das Gendern, hier mittels Doppelpunkt, stört den Lesefluss.

Was steht drin

Die Grundaussage ist: von einem ausgewachsenen Konflikt zwischen den Generationen kann keine Rede sein.

Die Studie fasst die wichtigsten Erkenntnisse wie folgt zusammen. Bei der jungen Generation gibt es eine große Diskrepanz zwischen persönlicher Stimmungslage, die allgemein als gut bewertet wird und gesellschaftlicher Stimmungslage, die als nicht so gut und zunehmend schlechter werdend, bewertet wird. Die Jungen haben hohe persönliche Erwartungen und leiden zunehmend unter Stress, Selbstzweifeln und Antriebslosigkeit, ein deutlicher Unterschied zu den Älteren, die deutlich resilienter gegenüber, nicht in das eigene Welt- und Selbstbild passenden, Anforderungen der Lebenswirklichkeit sind. Es wird konstatiert, dass sich insbesondere die Jungen durch Corona, Klima, Krieg und Inflation in einem Dauerkrisenmodus befinden.

 In der Arbeitswelt wollen die Jungen zwar gern sinnhafte Arbeiten ausführen, bewerten aber Geld und Spaß bei der Arbeit deutlich höher. Bei Werten und Tugenden ist überraschend, dass die Jungen konservativer sind als gemeinhin angenommen, es gibt wenig Unterschiede zwischen den Generationen. Familie und das Vorbild Eltern werden hoch gewertet. Interessant ist, dass der Wert „Demokratie“ im Ranking nur auf dem 9. und damit vorletzten Platz liegt.

In der Arbeitswelt trifft für die Jungen ein hohes Selbstbewusstsein mit guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt aufeinander, sie wünschen sich neben Spaß und Topverdienst auch, dass man sich stark  um sie kümmert und möglichst positives Feedback gibt.

Ein weiteres Kapitel soll den Mythos der faulen Jugend widerlegen. Es wären nur gering höhere Bewertungen bei Aufmerksamkeit für Arbeitsaufgaben und Engagement für gute Arbeit bei den älteren Generationen gegenüber der jungen Generation feststellbar. Inwieweit hier selbstdarstellerische Schönfärberei eine Rolle spielt, ist spekulativ.

Die Sorge zu späterer Armut und geringer Rente sind bei der jungen Generation enorm. Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters wird von allen Generationen abgelehnt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Index der gesellschaftlichen Zufriedenheit, welcher Lebensqualität, wirtschaftliche Entwicklung, gesellschaftlichen Zusammenhalt und politische Verhältnisse beinhaltet, von allen Generationen als derzeitig negativ bewertet wird. Besorgnis sollte auslösen, dass für die Zukunft hier keine Verbesserung sondern eher eine weitere Verschlechterung erwartet wird.

Der größte Unterschied zwischen den Generationen wird bei den Parteienpräferenzen festgestellt. Generation Z wählt überdurchschnittlich viel Grün und zum Teil FDP, was sich aber nicht grundsätzlich, im Generationenvergleich, bei der Beurteilung inhaltlicher politischer Fragen niederschlage.

Bedenklich erscheint die Schlussfolgerung aus der Studie, diese würde, in der Kohorte der Generation Z, den sogenannten Gender Pay Gap bestätigen. Der Gender Pay Gap ist ein linker Mythos mit dem eine strukturelle Diskriminierung von Frauen behauptet wird um ungerechtfertigte Bevorzugungen (Quote bei Leitungspositionen) durchzusetzen. Schaut man sich die absoluten Zahlen der Studie für die Generation Z an, so stützt sich diese Aussage auf die von ca 35 Männern gegenüber ca 25 Frauen ( 339 Vollzeitarbeiter, davon geben 20% der Männer und 14 % der Frauen ein Gehalt oberhalb von 2500€ an). Diese geringe Datenmenge, noch dazu ohne genauere Untersuchung der konkreten strukturellen Unterschiede, als angeblichen Beweis für einen Gender Pay heran zu ziehen, ist, freundlich ausgedrückt, unterkomplex und darf als politisch motiviert gelten. Ich möchte das Unternehmen sehen, welches bei gleicher Qualifikation und Dienststellung Männer und Frauen unterschiedlich bezahlt – das gab es schon zu meiner Zeit nicht und heute noch viel weniger.

Ich will nur einige wenige Besonderheiten kommentieren.

Familiäre und gesellschaftliche Erziehung

Angeblich überraschen die Ergebnisse. Mich weniger. Junge Menschen haben ein sehr großes Selbstbewusstsein, fordern aber heute mehr Verständnis bei Überforderung. Wenn die sich eigentlich ausschließenden Eigenschaften Selbstbewusstsein einerseits und Empfindlichkeit und Gereiztheit bei Problemen andererseits, sich gegenseitig hochschaukeln, so muss es dafür Ursachen geben. Geltungsdrang bei gleichzeitiger Mimosenhaftigkeit sind typische Erscheinungen bei Narzissten. Und zu diesen haben die Eltern sie gemacht.

Sehen wir uns die Elterngenerationen an. Boomer erzeugten Generation X und Y, Generation X erzeugte vorwiegend Z und Y erzeugt Alpha – es gibt Überschneidungen, aber grob kann man diese Einteilung vornehmen. Ich selbst habe mich oft gefragt, an welcher Stelle der Umschwung im Generationenverhalten eingesetzt haben könnte. Es muss etwas mit der ab Ende der 60er, allerdings nur in den Altbundesländern aufkommenden, antiautoritären Erziehung und mit der Einführung des Fahrradhelmes (dieser Grund mit Augenzwinkern) nach 1975 zu tun haben. Anders gesagt, mit der Vermischung von einerseits „du kannst machen, was du willst“, „wenn du etwas nicht möchtest, musst du es nicht tun“, also grenzenloser Freiheit – die einzige Regel ist, dass es keine gibt – und andererseits Angst. Angst davor, es könnte etwas passieren. Alle Unbill des Lebens muss vor dem Nachwuchs zurückgehalten werden. Und es wird immer schlimmer. Grundsätzlich ist alles, was der kleine Sprössling macht toll und super, Kritik grenzt an Kindeswohlgefährdung. Man trägt heute schon auf dem Dreirad Helm, auf dem Schaukelpferd wird festgegurtet, 10jährige werden immer noch von Mami zur Schule gefahren, es gibt kaum einen Wunsch, der nicht unmittelbar erfüllt wird. Einzelkinder müssen Genies sein – man hat ja nur eins – bei einer schlechten Note diskutieren die Eltern mit dem Direktor. Also übertriebene Fürsorge vor echten oder eingebildeten Gefahren für den physischen Körper aber  Vernachlässigung von, die psychische Resilienz stärkenden Erziehungsmaßnahmen.

Dazu kommt eine zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft. Jugend war schon immer in gewisser Weise rebellisch - sie wollen vieles anders machen - und das ist auch gut so. Allerdings scheinen gesellschaftliche Regularien außer Kraft, die jungen Menschen als Richtschnur für ihr Handeln dienen könnten und die man gemeinhin als den Kant`schen Imperativ bezeichnet.

Was glaubt man eigentlich, ist das Ergebnis dieser Erziehung? Alles nehmen die Kinder mit in ihr Erwachsenwerden. Glücklicherweise ist es heute so, dass sie auf einen Arbeitsmarkt treffen, der sich über jeden Arbeitswilligen freut. Hier treffen dann erstmals Anspruch und Wirklichkeit aufeinander. Man möchte machen, was Spaß macht, man möchte „gekümmert bekommen“ und möglichst häufig gelobt werden. Passt es nicht, wirft man hin oder verfällt in Depressionen. Was wird sein in 10 oder 20 Jahren, wenn die künstliche Intelligenz Abermillionen von Jobs überflüssig macht? Selbst auf die Ärzteschaft und Juristerei wird diese Entwicklung Einfluss nehmen. Dann trifft fehlerzogene Jugend auf einen Arbeitsmarkt, der sie nicht braucht.

Fazit

Bei aller Positivität, die offiziell in die Studie hineininterpretiert wird - kein Generationenkonflikt - sehe ich für die Zukunft auf längere Sicht ein großes Konfliktpotential. Die Boomer werden sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren biologisch verabschieden, die Generation X bereits in 5 Jahren mehrheitlich in Rente sein. Den Generationen Y und Z ist bereits heute klar, dass sie das Wohlstandsniveau ihrer Eltern nicht mehr erreichen können. Dies drückt bereits heute auf die Stimmung. Wohlstand muss immer wieder aufs Neue hart erarbeitet werden und die Motivation bzw. die Einsicht in diese Tatsache ist im heutigen Zeitgeist nicht mehr präsent.

Da ist es nur gut, dass die für diese Situation Verantwortlichen, sogenannte Eliten, der nachwachsenden Generation bis zur Stunde noch mehrheitlich einreden können, dass der Wohlstand dem Kampf gegen den angeblich menschengemachten Klimawandel zu opfern sei und die nun aus der Geschichte abtretenden Generationen bis dahin noch die Renten der Generationen Y und Z verprassen. Teilen und Herrschen, Lügen und Angstverbreitung sind die Mittel, den Menschen Sand in die Augen zu streuen. Sie sollen die wahren Verantwortlichen nicht erkennen.

Im Grunde können die jungen Menschen nichts dafür. Generation Z, das sind die Kinder ihrer Eltern. Heulsusen und Weicheier werden erzogen – es sind nicht alle so, aber leider viel zu viele. Ihnen helfen, um  krisenfester und resilienter zu werden ist schwierig, Erfahrung ist nicht erlernbar.

Erfreulich ist die weiterhin konservative Einstellung zu Werten und Tugenden. Bemerkenswert ist auch, dass die Studie zeigt, dass die Aktionen der "Klimakleber" oder der "letzten Generation" unter den jungen Menschen keinesfalls die Zustimmung finden, wie sie uns in der veröffentlichten Meinung suggeriert werden.Wenn die junge Generation dann noch erkennt, dass an der Inflation die jahrelange Politik des besinnungslosen Gelddruckens und nicht der Russe schuld ist und an der zu erwartenden Rentenarmut nicht der Boomer sondern die falschen politischen Einflüsse auf die Demoskopie (Unterstützung von Abtreibungen und Zuwanderung von Millionen Nicht – und Minderleistern), dann wird es eng für die Politik. Der Wunsch der Linksgrünen nach Senkung des Wahlalters zur Mehrung von Wahlstimmen, könnte sich dann als Schuss ins Knie erweisen.

Nichts ist für Regierungen so gefährlich, wie eine enttäuschte, aber endlich aufgewachte, um ihre Chancen gebrachte Jugend.